„Ach so viele Fragen“

Ich möchte sie Euch alle beantworten. 

Wie ist das Leben im Heim?

24 Stunden 365 Tage hinter Steinmauern. 3 Schaukeln, ein oller Fussball und bunt bekritzelte Papierflieger sind die „außer Haus Beschäftigung“ der Kids ab dem Schulalter. In einer Ecke brummt ein Generator für etwas Strom, aus einem herabhängendem Rohr läuft 12 Stunden ununterbrochen Wasser auf den nicht betonierten Boden zwischen Bauresten und matschiger Erde. Aber: Kinder duschen hier nicht, sie werden eingeseift und mit einem Becher voll Wasser übergossen und abgewaschen.

An ein Frühstück wie wir es kennen ist hier nicht zu denken. Ein Fläschchen mit guter Milch, oder mal ein Apfel ist einfach nicht möglich. Alles viel, viel zu teuer. Zum Mittag gab es heute, wie vorgestern auch, Reis übergossen mit einer Sauce aus roten Bohnen. Vor dem Essen wird gebetet. Vieleicht dafür, dass  „Mama blanch“ heute zum „desé“ Erdnüsse mitgebracht hat. 😉

Laut unserem Fahrer ist in Haiti Schulpflicht zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr. Und: Jede Familie zahlt die Schulkosten seines Kindes/seiner Kinder selber!

Schule im Heim besteht aus einem abgekauten Buntstift und einem gerupften A5 Blatt, auf dem schräge Linien gezeichnet wurden. In der ersten Zeile stehe die Zahlen von 1-9 und ein paar einzelne Buchstaben. Diese gilt es nun auf ungemütlichen Eisenstühlen ohne Polster, bei 30 Grad im Schatten zig mal nachzuschreiben. Und das während um dich herum 15 andere Kinder schreien, zappeln oder den Papierflieger umherschießen.

Der Alltag der Minis, wir schätzen bis zum Alter von 2 Jahren, schaut noch weniger abwechslungsreich aus. Nach dem Frühstück wird der Eimer mit Spielsachen, die noch vom Vortag mit Bohnensauce beschmiert sind ausgekippt, zwei ältere Spielteppiche auf den Fliesenboden gelegt und die Minis draufgesetzt …. nun habt mal Spaß und entfaltet Euch…

Mit ca. 2 Jahren rutscht man dann in ein anderes Zimmer. Dort isst man schon allein am Tisch und macht Pippie auf den in einer Reihe aufgestellten Töpfchen. Man hat ein Dreirad für sich und seine 5 Freunde, ein paar kaputte Autos und einen durchgenudelten Stoffhase.

Die Aussenanlage betritt man das erste Mal, wenn man gaaaaanz sicher im Laufen und Treppesteigen ist, oder Mama und Papa zur Besuchsreise da sind. Ansonsten weht ein frischer Wind durch die Balkongitter, hinter denen man sitzen und durch die man beobachten kann.

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Gibt es denn eine Adresse von dort, um ein paar Dinge hinzusenden?

Nicht wirklich. Auch haben wir die Erfahrung gemacht, dass alle Mitbringsel nicht verteilt, sondern in einem mit Regalen vollbepacktem Zimmer gelagert werden. 

Für unsere zweite Reise haben wir uns vorgenommen, jeden Tag etwas mitzubringen und gleich selber zu verteilen. 

So wollen wir ganz gern auch ein paar Fussballtrikots mitnehmen. Wer von Euch kennt einen Verein, der welche aus der alten Saison abgibt oder gar einen neuen Satz spenden möchte? 

Sammelt kräftig mit! Es wird so einiges gebraucht und wir sind ja nun in Sachen Koffer schieben geübt. 4 Erwachsene und ein  9 jähriger: 3 große Koffer, 5 Handgepäckkoffer, 2 große Rucksäcke, Handtaschen und ein kleiner Rucksack. KEIN PROBLEM für Familie H. aus A. und die Bornis. 🤣

Dürft ihr die Kleine eigentlich jetzt schon mitnehmen oder müsst ihr zurück & dann wieder hin?

Leider kommen wir am 24.09. ohne Püppi wieder. Erst dann beginnt in Haiti der gerichtliche Weg der Adoption. Ein Richter muss also sein OK und nen Stempel abgeben.

Naja, kann ja nicht lang dauern, wenn alles zum Wohle des Kindes sein soll. Leider dauert dieses „zum Wohle des Kindes“ aktuell wohl bis zu 9 Monate erneute Wartezeit.

Mich würde mal interessieren ob die Kinder ( in dem Alter) schon wissen warum so viele „fremde“ Menschen da sind!

Also im Alter von Néhémie denke ich eher nicht, dass sie bewusst wissen, wo sie da sind und was mit ihnen passieren wird. Néhémie ist wie geschrieben mit 7 Monaten abgegeben worden und kommt hoffentlich vor ihrem 3. Lebensjahr noch nach Hause. Die Nannys sagen den Kids aber schon, daß Mama und Papa von Néhémie da sind. Die älteren werden dahin „erzogen“, dass die weiße Mama und der weiße Papa kommen und sie nach Hause abholen. Ich weiss nicht ob man all dies mit 6 Jahren schon hinterfragt. Zumal man ja bisher einen für sich „normalen“ Weg gegangen ist, denn es sind ja noch viele andere Kinder hier mit mir, die dasselbe erleben. Ein außerhalb der Mauern gibt es hoffentlich !noch! nicht in den Träumen dieser Kinder. 

Gibt es die Eltern zu den Kindern noch? 

Die Eltern sind wir Adoptiveltern. Es gibt noch die Bauchmama und den leiblichen Papa, wenn diese einer offenen Adoption zugestimmt haben und noch leben. Natürlich gibt es diese auch wenn sie nicht zugestimmt haben, aber dann eben nicht als Bild, mit Name oder sogar irgendwann als persönlichen Kontakt.

Als Adoptiveltern bekommt man einen Sozialbericht von seinem Kind. In diesem steht, sofern bekannt, das bisherige Leben, einige Infos zur leiblichen Familie bishin zu den Großeltern, den Gesundheitszustand des Kindes und den Grund der Abgabe.

Wie ist es so in Haiti? Wie schaut es nach dem Tsunami aus?

Hier kommen 60 Sekunden unserer Fahrt zum Heim, auf 6 Minuten Slow-Mo verteilt:

Ist das da alles Müll an den Straßenrändern?

Ja, das ist es. Durch den Regen – von August bis Oktober ist hier Regenzeit – angespült, nicht abgeholt oder noch nicht vom Eigentümer verbrannter Hausmüll.

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