Das langersehnte Interview
Einleitend hatte ich erst einmal das Bedürfnis, mich für mein Aussehen zu entschuldigen. Wer mich kennt, weiß, dass ich in einem solchen Termin nichts dem Zufall überlassen wollen würde. Aber die Umstände des vorangegangenen Tages zwangen mich dann doch dazu, dem Beamten des Jugendamtes in einer wirklich schmutzigen kurzen Hose und einem geliehenen, beige-braunen T-Shirt mit einem „Total Tankstellen“-Logo auf der Brust, entgegenzutreten. So begann das wohl wichtigste „Assessment“ meines Lebens.
Unsere Tochter, top-gestylt, saß ganz friedlich bei Mama auf dem Schoß und schlief nach Frage 4 entspannt ein. Nadine war sichtlich nervös zu Beginn des Gesprächs, jedoch war die Stimmung allgemein sehr freundlich. Der Übersetzer trug mit seiner lockeren, unbedarften Art auf seine Weise dazu bei.
Das Gespräch wurde in 3 Abschnitte unterteilt. Die Wartephase, das erste Aufeinandertreffen und die anschließende Zeit zusammen. Die Fragen nach dem Empfindungen und Gefühlen wirkten auf mich irgendwie plakativ und nicht wirklich interessiert. Irgendwie arbeiteten wir gemeinsam das Protokoll ab. Das Gespräch dauerte insgesamt fast 2 Stunden, verging jedoch wie im Flug. Zum Abschluss fragte uns der Beamte, ob wir noch etwas hinzufügen möchten. Unsere Möglichkeit, Fragen zu stellen und unseren Unmut über das Verfahren und die anstehende, viel zu lange Zeit bis zur Abholung kundzutun… WEIT GEFEHLT.
- „Alles nicht meine Schuld…“
- „Wir arbeiten an einer Verbesserung…“
- „Vielleicht geht es bei Ihnen auch schneller…“
In diesem Punkt gingen wir a) genauso schlau und b) nicht weniger deprimiert aus dem Gespräch. Dennoch: geschafft!
Und jetzt heißt es: den Rest des Tages und die nächsten zwei Tage mit Püppi ausgiebig und intensiv nutzen!
DAS HABEN WIR … Püppi ist ganz gemütlich auf Mamas Schoß eingeschlummert.
Das hätte Mama auch gern gemacht, wenn uns Gladys nicht noch einen tiefen Einblick in Ihr Leben mit dem Kinderheim gegeben hätte.