Kartoffelbrei oder Reis?

Das Bürgeramt hat uns nun einen Termin zum Beantragen des Reisepasses für Néhémie bestätigt. Dienstag, 10.36 Uhr. “Genauso machen wir es” wurde uns per Mail geantwortet auf die Frage, ob die von uns beigefügten Unterlagen vollständig sind und der Ausstellung des Passes damit nichts im Wege steht. 😕 Veremos que pasa. – würde der Spanier sagen.

Auch in den letzten Tagen hat man uns wieder täglich vor neue Herausforderung gestellt. So haben wir einen Haftungsausschluss zur Unterschrift vorgelegt bekommen, der unter anderem besagt “Die beteiligten Adoptiveltern versichern, dass die Kosten für den Flug von ihnen übernommen werden, auch wenn am Ende der Transport jedes einzelnen Kindes nicht realisierbar ist.“, man hat unsere Spendenaktion mit den Worten “Sie stehen beim jetzigen Spendenstand bereits günstiger für den Flug da, als wenn Sie selbst ihr Kind abgeholt hätten.“ beschrieben, für einen Kindersitz im Mietwagen wollte die Firma Buchbinder für 11 Tage stolze 120 Euro berechnen … 
Kann sich jemand vorstellen wie es ist, wenn man 7 Wochen von einem Tag auf den anderen sich an Möglichkeiten klammert, die eine zeitnahe Abholung der Kinder aus Haiti ermöglichen könnten. Und wie es ist, wenn diese 24 Stunden später doch nicht realisierbar sind? Wie es ist, wenn man sich bei der Organisation eines privaten Fluges von Deutschland nach Haiti und mit 10 Kleinkindern zurück, auf diverse andere Parteien verlassen, man selber nur eine beachtliche Summe an Euronen dafür aufbringen muss und am Ende es noch nicht einmal die Garantie gibt, dass sein Kind auch in diesem Flieger sitzen wird? 
Würdet ihr 3 Tage vor Abflug diese Zeilen des Haftungsausschlusses unterschreiben?

Ja, wir haben unfassbar viele Spenden erhalten. Keiner von uns Eltern hat wirklich daran geglaubt, dass der Flieger finanziert werden kann.
Dass wir nun aber weniger für die Abholung zahlen, als wenn wir ohne Corona und auf direktem Weg nach Haiti geflogen wären, ist völlig falsch.
Mal davon abgesehen, dass wir Bornis seit 7 Wochen in Deutschland von Apartment zu Apartment ziehen, kein Einkommen seit über 8 Wochen haben, haben wir einen Eigenanteil von momentan 6.500 Euro bezahlt. Eltern mit 2 Kindern demnach 13.000 Euro. 
Zum Vergleich: die Besuchsreise hat nur für uns beide 2.500 Euro für die Flüge gekostet, zzgl. Hotelkosten auf europäischem Niveau für 17 Übernachtungen, zzgl. Transferkosten, etc.. Dazu kommt noch, dass niemand jetzt sagen kann, was wir 3 Bornis genau an Kosten gehabt hätten, wenn sich die Welt ab Mitte März “normal” weitergedreht hätte.

Gestern sind wir also mit dem gemieteten Kindersitz von Europcar (60 Euro für 11 Tage) weitergezogen und nun ca. 40 Minuten vom Landeflughafen der Kids entfernt. 

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Heute sitze ich nach über 7 Wochen endlich mal wieder “entspannt” in einem Garten (in Lingenfeld bei Speyer), mit Blick auf ein grünes Feld, mit Vogelgezwitscher in den Ohren und der Sonne im Gesicht. Noch 2 mal schlafen – dann sollen die täglichen Aufgaben rund um die Organisation der Abholreise unserer Püppi vorbei sein. Noch 2 mal schlafen – dann dürfen endlich wir Eltern über den weiteren Weg unserer kleinen Familie bestimmen. Noch 2 mal schlafen – dann sind die Bornis endlich vollständig.

Stimmt, dass bringt neue Herausforderungen mit sich. So haben wir uns gestern im Supermarkt damit beschäftigt, was denn unser kleiner Süßfratz zum Mittagessen möchte, könnte, gern probieren würde. Bisher gab es ja schon eine beachtliche Auswahl an “Reis mit roten Bohnen-Variation”. Außerhalb der Heimmauern bietet das Leben ja nun aber eine noch viel größere Welt der gesunden und vollwertigen Ernährung für Kinder. Aber können unsere Mädels denn schon richtig kauen? Wie reagieren sie auf Kartoffeln, Hähnchen und knackiges Gemüse? Pulvermilch ab 2 Jahre? Vollmilch aus dem Tetrapak? Aus dem Milchautomat? Kuh-, Reis- oder Hafermilch? Naturtrüber Apfelsaft? Nektar? Oder doch frisch gepresst? Vollkorntoast oder Vollkornbrötchen? Mit Schocki oder Honig? Es bleibt spannend und wir werden wohl schauen müssen, was passiert und wonach es dem kleinen Wesen mundet.

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