„Solvente Eltern können ruhig etwas mehr zahlen!“

Wir haben diesen Blog einmal ins Leben gerufen, um unserer Tochter irgendwann einmal zu zeigen, auf welchem Weg sie zu uns kam. Und, um Eltern in einer ähnlichen Situation, die vielleicht mit dem Gedanken spielen, ein Kind aus Haiti zu adoptieren, aufzuzeigen, dass dies ein durchaus sehr schwieriger, langwieriger und vor allem kein einfacher Weg werden wird.

Sicherlich wurde unser Weg, maßgeblich durch die Coronakrise und die damit verbundenen Lockdowns in Europa, den USA und Haiti getriebenen Ereignisse, zu einem äußerst schweren. Aber auch dieser endete mit den erfreulichen Ereignis, dass wir unseren großen Schatz nach Hause holen konnten.

Die Art und Weise, wie (staatlich anerkannte) Adoptionsvermittlungsstellen jedoch mit Eltern, deren Geldern und dem Kinderwunsch umgehen, lässt mich diesen Beitrag schreiben. Dieser ist als eingehender Rat, um nicht zu sagen „Warnung“, gedacht, dass Adoptiveltern sich genau über die Adoptionsvermittlungsstellen, deren Organe und Organisierung informieren sollten, um unsere negativen Erfahrung möglichst zu vermeiden. Hierbei möchte ich ausdrücklich betonen, dass wir mit unserem Verein Eltern für Kinder e.V. und den Umgang des Vorstandes sowie der Sozialarbeiterinnen, Angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern sehr zufrieden und ihnen allen dankbar sind.

Dies trifft jedoch nicht auf den zweiten Verein zu, von dem wir schon viel erzählt haben. Diesem Verein sind wir dankbar für die Organisation und Koordination der entsprechenden Stellen in den Behörden in Deutschland und Haiti, so dass es von Amtswegen möglich war, unsere Kinder zurück zu bringen. Es fällt mir jedoch schwer, in einen tiefen Kniefall zu verfallen, denn letztlich ist es die Aufgabe einer Adoptionsvermittlungsstelle diese Arbeit zu leisten, auch wenn die Situation einmal schwierig wird.
Wir haben uns immer wieder angeboten, zu unterstützen und Aufgaben zu übernehmen, was seitens dieses Vereins jedoch konsequent abgelehnt wurde. Uns im Nachhinein eine (fiktive) Rechnung zu übermitteln, die im Vorhinein nie Gegenstand der zahlreichen Telefonkonferenzen war, ist auf der einen Seite sicherlich gerechtfertigt durch den Mehraufwand, der entstanden ist, die Art und Weise ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs, was sich seitens des Vorstandes geleistet wurde.

Was war passiert?
Nachdem feststand, dass 10 Kinder den Heimflug nach Deutschland antreten würden und nachdem unsere Spendenaktion, die hauptsächlich durch private Kontakte so erfolgreich wurde, stand auch der zu zahlende Eigenanteil pro Kind fest. Pro Kind ist deshalb erwähnenswert, da es zwei Familien gab, die jeweils zwei Kinder, also auch den doppelten Eigenanteil zu leisten hätten. Wir reden hierbei von einem fünfstelligen Betrag in Zeiten, in denen manche Eltern keinerlei Einkommen erzielen (so wie wir) oder sich teilweise oder beiderseits in Kurzarbeit befinden.

Am Montag der Woche, an dem freitags der Flieger in Richtung Haiti aufbrechen würde, sollte der Adoptionsverein, der Kindern seine Hilfe verspricht, die gesamten Gebühren in Höhe 120.000EUR an die Chartergesellschaft überweisen. Da die endgültige Zahl der Kinder zu diesem Zeitpunkt noch nicht final feststand, sagte uns der Vorstand, wir sollten jeweils 6.500EUR pro Kind (!) an den Verein überweisen, so dass die Kosten gedeckt seien. Durch die von den Finanzbehörden vorgegebene Abrechnungsweise würde faktisch am Ende ein Guthaben (immer noch eines vierstelligen Betrages) entstehen, der an die Eltern zurücküberwiesen werden müsste, damit es ermöglicht wird, dass unsere Spender eine finanzamtsrelevante Spendenquittung erhalten können, was wir den Spendern versprochen hatten.

Am Abend vor dem 9.5.2020 um 18:00 Uhr, also dem Tag, an dem unsere Kinder bei uns eintreffen sollten, teilte man uns seitens des Vorstandes folgendes mit:
1.) Morgen früh wird ein Fernsehteam anwesend sein, dass die Ankunft der Kinder für den Sender RTL dokumentiert. „Sollten Sie nicht wünschen, dass Sie oder Ihr Kind zu sehen ist, sagen Sie dem Team bitte bescheid.“

Hallo??? Genau diese Vermarktung der Geschichte unserer Kinder wollten wir nicht. Und schon garnicht, wo uns dieser Sender bei der Beschaffung von Spenden durch einen Beitrag z.B. in „Stern TV“ abgelehnt hatte mit der Begründung, dass 10 Kinder nicht interessant genug seien. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: eine Familie hatte sich hinter dem Rücken der ganzen Gruppe dazu bereiterklärt, sich begleiten zu lassen. Im übrigen die Familie, die sich am lautesten über seinen Adoptionsverein und den Vorstand immer wieder bei uns beschwert hatte. 
>> siehe „Rückblick von Philip“

2.) Es wird keine Rückzahlung des zu viel gezahlten Betrages in Höhe von rund 2.100EUR pro Kind (!) erfolgen. Die Begründung: solvente Adoptionsfamilien werden sich das wohl leisten können. Was mit unserem Geld (bis heute am 31.07.2020) passierte, wissen wir nicht. Einmal hieß es, dass es gespendet werden sollte (ohne uns eine Spendenquittung anzubieten oder auszustellen), dann hieß es, dass ein zweiter Abholflug, der stattfand, damit mitfinanziert wurde. Wir wissen es schlichtweg nicht. Auch zahlreiche schriftliche Nachfragen, in Verzug setzen und Aufforderungen, den zu viel gezahlten Betrag an uns zurück zu überweisen, ignorierte man bis heute. Rechtsstreit nicht ausgeschlossen. Das zuständige Finanzamt wurde informiert.

Es ist mir ein Anliegen, der Machtbesessenheit und Willkür staatlich anerkannter Stellen die Stirn zu bieten, die mit der Angst der Eltern „spielen“ bzw. ihre Vormachtstellung ausnutzen, ihre Kinder nicht abholen zu können und Spendengelder nicht zweckmäßig verwenden. Bitte, liebe Eltern, lasst euch nicht durch den großen Kinderwunsch von schönen Slogans blenden. Es stinkt schon zum Himmel und ist in meinen Augen äußerst unseriös, wenn bereits für eine Informationsveranstaltung Geld verlangt wird. Achtet auf Vereine, die demokratisch gewählte Organe haben. Vereine, die bis in den Vorstand hauptsächlich von ehrenamtlich tätigen Personen geführt werden, sind die weitaus vertrauenswürdigeren Adoptionsvermittlungsstellen.

Was uns mit diesem, nicht unseren Verein Eltern für Kinder e.V., Adoptionsverein widerfahren ist, bringt mich wirklich auf die Palme. Nicht nur, weil ich selbst wirtschaftlich geschädigt werde, sondern weil der begründete Verdacht besteht, dass dort systematisch so gearbeitet wird, Eltern vorsätzlich Angst gemacht wird und sich dort Personen im Vorstand befinden, die meines Erachtens eine solche verantwortungsvolle Aufgabe nicht ausüben sollten. Nur, weil man gute Kontakte, viel Erfahrung und über ein großes Organisationstalent verfügt, gibt es einem nicht das Recht, über anderer Menschen Geld und Kinder zu entscheiden.

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