Der Moment …
… in dem Du Dein Kind nach über 7 Monaten wieder siehst, war bei uns so:
Sie kam mit ihrem kleinem rosa Rucksack, der auch nach 3 Wochen immer und überall dabei ist, auf uns zugelaufen.
Wie bei seiner eigenen Hochzeit, vergeht dieser Tag viel zu schnell und man ist so tief drinnen und überwältigt, dass man später die eigenen Gefühle gar nicht so wirklich wiedergeben kann.
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09 05 2020 – Das Datum in meiner rechten Armbeuge (bald)
Wir sind also in der Nacht um 3.00 Uhr von Lingenfeld nach Karlsruhe gefahren.
Das Gefühl beim Abbiegen in den Charterbereich war unbeschreiblich. In ein paar Minuten soll es endlich soweit sein. Wir sind eine Familie.
Im Ankunftsbereich trafen wir das erste Mal auf die anderen 2 Familien, die wir bisher nur aus unseren unzähligen Telefonkonferenzen kannten. Die Familie, bei der wir 5 Wochen gewohnt haben war noch nicht da. Wie wird das Wiedersehen mit ihnen?
Die Stimmung war sicherlich auch wegen der Masken- und Abstandpflicht sehr verhalten. Alle waren mega angespannt, eine herzliche Umarmung mit allen, die in den letzten Monaten mit uns in einem Boot saßen blieb deshalb aus.
Jede Familie hatte Geschenke für die Crew und natürlich für ihre Kinder dabei. Das am Vorabend angekündigte Fernsehteam und der Vorstand des anderen Vereins waren bei unserer Ankunft um 5.30 Uhr schon da. Wir haben uns mit Angelika, Markus und Angelikas Schwester und Nichte (unser Kamerateam) einen Fensterplatz gesucht und gespannt auf das Rollfeld geschaut.
Die Aschaffenburger Familie ist derweil auch eingetroffen. Eine Begrüßung ihrerseits blieb leider aus, was uns aber an diesem Morgen nicht weiter ärgerte. Die Hauptsache war ja, dass wir unsere kleine Püppi endlich in Empfang nehmen können.
Eeeewige Minuten vergingen, bis das Flugzeug vor unseren Augen landete und wir 4 voller Erleichterung laut klatschten und uns alle ganz fest umarmten. Die Polizisten gingen zum Flugzeug und kontrollierten alle Ausweise und die Crew stieg mit den ersten Kids aus. Die Eltern gingen an die große Drehtür, wo sich auch das Kamerateam positionierte und die Übergabe eines Kindes an Ihre Adoptiveltern filmte. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht bewusst, dass unsere Aschaffenburger Gastgeber sich dafür entschieden haben, dem Fernsehsender einen Beitrag zugeben, der uns im Vorfeld noch nicht einmal bei unserer Spendenaktion zur Seite stehen wollte. „10 Kinder sind zu wenig für einen Beitrag.“
Knappe 10 Minuten später wurde endlich unsere Néhémie in den Armen des Piloten aus dem Flugzeug getragen. In der Mitte der Drehtür hat er sie abgesetzt und sie kam mit ihrem kleinen rosa Rucksack, der auch nach 3 Wochen noch immer und überall dabei ist, auf uns zugelaufen. Bei Mama in den Armen und mit Papa an der Seite haben wir uns alle drei gaaaaanz fest gedrückt und den ersten Familienkuss ausgetauscht. Sie roch noch immer ganz doll nach unserem Baby und ihre Haut ist noch immer so zart wie vor 7 Monaten. Ich begutachtete Sie von oben bis unten, hielt ihre kleine warme Hand ganz fest und sagte ihr, dass wir sie nie nie wieder loslassen und sie nun endlich für immer „Zuhause“ ist.
Wir haben alle drei etwas getrunken und sind dann auch schon ganz fix zur ersten Wickelsession geeilt. Auf dem Bürotisch im Charterbereich sollten wir endlich wieder ihr schickes kleines Bäuchlein, ganz ohne Stoff streicheln und liebkosen können. Was für ein inniger Moment für Mama und Tochter. Jedes Mal verlangt sie danach. Mama busselt den Bauchnabel, bevor sie ihr Oberteil, mit verschmitztem Lächeln nach unten zieht. 😛
Nach ein paar Fotos und kurzen Gesprächen mit den holländischen Müttern sind wir zurück zur Ferienwohnung gefahren. Das erste Mal zu dritt im Auto, dass erste Mal für Néhémie im Kindersitz, das erste Mal mit Mama und Papa on Tour. Eine knappe Stunde sind wir gefahren. Ich habe mit ihr auf der Rückbank gesessen und gefühlt die ganze Fahrt nur nach links zu ihr geschaut. Meine Hand hat ihr kleines Bein nicht losgelassen.
Sie saß voller Spannung neben mir und schaute aus dem Fenster.
Was geht in diesem kleinem Kopf wohl vor sich?
Im Ferienhaus angekommen haben wir die Mädels geduscht und in eigene, passende Klamotten gesteckt. Alle 6 zusammen haben wir den Frühstückstisch gedeckt und ausgiebig gefuttert, getrunken und geflaxt.
Danach sind wir alle müde ins Bett gefallen und haben uns am Nachmittag im Garten wieder getroffen.
Die nächsten zwei Tage haben wir ruhig mit Spazieren gehen, Essenstests, dem Ausprobieren des Buggys und dem Staunen, was denn unsere Mädels schon so alles selbständig machen verbracht. Allein vom Teller löffeln, morgens das Fläschchen trinken, Zähneputzen, Schuhe und Oberteil anziehen ist bei unseren 2.5 jährigen Püppis überhaupt kein Problem. Philip sagt immer „Das sind eben Heimkinder.“
[ngg src=“galleries“ ids=“33″ display=“basic_thumbnail“ thumbnail_width=“100″ thumbnail_height=“100″ thumbnail_crop=“0″]Am Montag ging es zu dritt zurück nach Berlin. Über Wiesbaden und Jena, wo wir von einem Teil unserer Familien erwartet wurden …